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Kommt die Expo 2035 nach Berlin?

  • Autorenbild: Jana Kaminski
    Jana Kaminski
  • vor 32 Minuten
  • 5 Min. Lesezeit
 So könnte die EXPO 2025 in Berlin aussehen | Copyright: EXPO 2035 Berlin GmbH
So könnte die EXPO 2025 in Berlin aussehen | Copyright: EXPO 2035 Berlin GmbH

Wie realistisch die Vision einer „Expo Berlin 2035“ tatsächlich ist

Berlin, 9 Dezember 2025. Die Debatte um die Expo Berlin 2035 gewinnt an Dynamik. Die zivilgesellschaftliche Initiative, Global Goals Berlin, hat heute ihre umfassende Vision für eine mögliche Weltausstellung in Berlin vorgestellt – ein Szenario, das die Hauptstadt im Jahr 2035 zu einer dezentral organisierten Expo-Stadt machen würde. Während die Initiative überzeugt ist, dass Berlin eine realistische Chance auf die Expo 2035 hat, reagiert die Politik bislang öffentlich zurückhaltend. Doch die Frage, ob eine Expo in Berlin gelingt, rückt zunehmend in den öffentlichen Diskurs – und entwickelt sich zu einem der spannendsten Zukunftsprojekte der Stadt.


Global Goals Berlin sieht sich als zivilgesellschaftliche Kraft, die Berlin in eine neue Phase der internationalen Sichtbarkeit führen will. Rund 300 private Unterstützerinnen und Unterstützer tragen diese Bewegung, die mit 250.000 Gesichtern dahinter zeigen will, wie ein neues Verständnis urbaner Transformation aussehen kann. Bereits heute sind Teile der Vision sichtbar, etwa im Expo Store am BER, in Form der 17 Klaviere, die über die Stadt verteilt stehen, oder in einem ersten Kiez Lab, das zeigt, wie Nachbarschaften zu offenen Lern- und Innovationsräumen werden könnten.


Ein Blick in die Zukunft: Sieht so das Berliner ICC der Zukunft aus / Copyright: EXPO 2035 Berlin GmbH
Ein Blick in die Zukunft: Sieht so das Berliner ICC der Zukunft aus / Copyright: EXPO 2035 Berlin GmbH

Der Satz „Berlin ist eigentlich schon Expo“ prägte die heutige Pressekonferenz und beschreibt die Haltung der Initiative, die davon ausgeht, dass die Stadt über die Voraussetzungen für ein experimentelles, dezentral gedachtes Expo-Modell verfügt.


Bewerbungsverfahren für die Expo Berlin 2035

Der Businessplan und das vollständige Konzept liegen bereits vor. Im zweiten Quartal soll die Bundesregierung entscheiden, ob Deutschland die Bewerbung Berlins offiziell unterstützt. Die finale Vergabe der Expo 2035 erfolgt Ende 2027. Damit hat Berlin nur wenige Jahre Zeit, ein politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich tragfähiges Gesamtmodell zu entwickeln. Der politische Rückhalt ist derzeit jedoch unklar. Bundesseitig findet Austausch statt, auf Landesebene ist die Unterstützung noch offen. Auch wurde thematisiert, ob eine Expo-Bewerbung mögliche Olympiapläne der Hauptstadt gefährden

könnte.


Clean Tech Park Marzahn - Venue für die Expo 2035 in Berlin? Copyright: EXPO 2035 Berlin GmbH
Clean Tech Park Marzahn - Venue für die Expo 2035 in Berlin? Copyright: EXPO 2035 Berlin GmbH


Warum eine Expo in Berlin?


Vertreter der Initiative argumentieren, dass Berlin ein europäisches Schaufenster für nachhaltige Stadtentwicklung und technologischen Wandel sein könnte. Die Hauptstadt bietet eine Mischung aus urbanen Räumen, kreativer Szene und Entwicklungsflächen, die in dieser Form einzigartig ist. Zugleich könnte Berlin mit der Expo 2035 auch Ostdeutschland stärker in den Fokus internationaler Besucher rücken und damit ein differenziertes Bild von Stadt und Land vermitteln. Dieser Gedanke der überregionalen Verknüpfung bildet einen zentralen Bestandteil der Vision, Berlin als Bühne für Deutschland und Europa zu positionieren.


Welche Orte für die Expo Berlin in Frage kommen könnten


Für das Hauptgelände werden Teile des alte Flughafenfeld Tegel, eine Fläche am BER und der Clean Tech Park in Marzahn geprüft. Diese Standorte verfügen über große Flächen, die sich für temporäre wie langfristige Projekte eignen. Ergänzend dazu würden weitere Bestandsgebäude der Stadt als Satellitenorte fungieren, darunter das ICC, die Hangars des Flughafens Tempelhof, das Funkhaus und verschiedene urbane Innovationsstandorte wie Berlin-Buch.


Die Idee der Initiative geht jedoch deutlich weiter als klassische Expo-Modelle: Berlin selbst soll zur Ausstellung werden. In der gesamten Stadt könnten modulare Pavillons entstehen, die als offene Räume für Innovation, Kollaboration und immersive Technologieerlebnisse dienen. Nach Vorstellung der Initiatoren würde die Expo damit nicht an einen Zaun gebunden sein, sondern sich in die urbane Struktur einfügen und sie temporär wie dauerhaft verändern.

Auch am BER wäre genug Platz für die EXPO 2035 in Berlin / Copyright: EXPO 2035 Berlin GmbH
Auch am BER wäre genug Platz für die EXPO 2035 in Berlin / Copyright: EXPO 2035 Berlin GmbH

Pavillons, Besucherströme und städtische Infrastruktur


Die Grundstruktur orientiert sich an internationalen Weltausstellungen. Die Gastgeberstadt würde die Infrastruktur und das Expo Village bereitstellen, während die teilnehmenden Länder eigene architektonische Pavillons realisieren und finanzieren. Ergänzend dazu plante Berlin über einhundert Type-X-Pavillons und zehn thematische Pavillons, die Berliner Zukunftsthemen sichtbar machen sollen.


Im internationalen Vergleich rechnen Weltausstellungen mit rund 25 Millionen Besuchern. Für Berlin bedeutet das bis zu 250.000 Menschen pro Tag, die zum Beispiel den Standort Tegel erreichen müssten. Experten diskutieren mögliche neue Lösungen, um große Besucherströme effizient zu managen. Zum Vergleich: Der frühere Flughafen TXL verzeichnete rund 130.000 Passagiere täglich.


Was bleibt nach der Expo Berlin?


Die Initiative betont, dass die Expo weit über das Ausstellungsjahr hinausreicht. In Tegel könnten bestehende Strukturen der Urban Tech Republic beschleunigt und durch neue Veranstaltungsflächen ergänzt werden, die langfristig für Sport, Kultur und internationale Events nutzbar wären. Die sogenannten „Sleeping Giants“, also große Bestandsgebäude mit ungenutztem Potenzial, sollen im Rahmen der Expo neu positioniert und dauerhaft aktiviert werden. Die Weltausstellung könnte auf diese Weise zu einem Hebel werden, um infrastrukturelle Entwicklungen voranzutreiben, die bereits seit Jahren diskutiert werden.


Finanzierung und zivilgesellschaftliche Dynamik


Die Initiative arbeitet mit einem Kernteam von rund 20 Personen. Start-ups, Einzelpersonen und einige größere Unternehmen beteiligen sich daran. Die politische Unterstützung ist bislang noch verhalten. Während es auf Bundesebene bereits Austausch gibt, ist der Kontakt auf Landesebene geringer ausgeprägt. Der zivilgesellschaftliche Charakter wird bewusst hervorgehoben, da er Flexibilität schafft und einen breiten gesellschaftlichen Dialog ermöglicht. Dass der erste Pavillon bereits auf privatem Gelände in der IHK Fasanenstraße steht, unterstreicht diesen Ansatz.


Wie realistisch ist die Expo Berlin?


Die Initiatoren sind überzeugt, dass Berlin eine realistische Chance auf die Expo 2035 hat. Politisch ist das Thema in Berlin nicht auf Prio 1 verankert. Fest steht: Niemals zuvor wurde eine Expo-Bewerbung in Deutschland so stark aus der Stadtgesellschaft heraus getragen. Wenn Berlin diese Dynamik aufnimmt, könnte die Expo Berlin ein entscheidender Wendepunkt für die Hauptstadt werden – wirtschaftlich, kulturell und infrastrukturell.

Realistische Zukunftsaussichten oder Berlin-Utopie? Ein analytischer Blick


Die Vision der Expo Berlin 2035 ist groß, mutig und angesichts der aktuellen städtischen Herausforderungen wohl auch provokant. Denn der Alltag in Berlin zeigt ein anderes Bild: überforderte Infrastruktur, steigende Mieten, sichtbare Armut, zunehmende Gewalt im öffentlichen Raum, Orientierungslosigkeit bei der Infrastruktur am BER. Viele Berlinerinnen und Berliner fragen sich wohl, wie eine Stadt, die im Alltagsbetrieb oft an ihre Grenzen stößt, ein globales Großereignis stemmen soll.


Doch genau in dieser Diskrepanz liegt die politische Sprengkraft des Projekts. Die Expo könnte ein Transformationsmotor sein – oder an den Realitäten der Stadt scheitern. Ob Berlin 2035 tatsächlich Expo-Stadt wird, hängt letztlich weniger von der Initiative ab als von der Bereitschaft der Politik, diesen gesellschaftlichen Impuls aufzugreifen.


Fazit: Die Expo Berlin 2035 ist mehr als eine Bewerbung – sie ist eine Vision von einer besseren Version


Noch nie wurde eine deutsche Expo-Bewerbung so stark aus der Stadtgesellschaft heraus entwickelt. Das allein macht die Expo Berlin 2035 zu einem relevanten politischen und urbanen Zukunftsthema. Sollte Berlin den Mut haben, diese Dynamik aufzunehmen, könnte die Expo 2035 einen Wendepunkt markieren – wirtschaftlich, kulturell und infrastrukturell. Scheitert die Bewerbung, bleibt sie dennoch eines der ambitioniertesten Projekte, die die Hauptstadt seit Jahrzehnten hervorgebracht hat. Die Entscheidung fällt 2027. Die Debatte beginnt jetzt.

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